DEB-Team zahlt Lehrgeld – 2:6 gegen Tschechien

DEB-Team zahlt Lehrgeld – 2:6 gegen Tschechien

Aus seinem ersten Länderspiel nimmt der neue Bundestrainer Harold Kreis sicherlich wertvolle Erkenntnisse mit. Ein positives Ergebnis leider nicht – 2:6 gegen ein starkes Team aus Tschechien. Eishockey-freunde.de war live in vor Ort in der Eissporthalle Kassel.

In den ersten Minuten waren die technischen Vorteile auf Seiten der tschechischen Spieler durchaus wahrzunehmen. Mehrfach konnten die Rot-weißen ihre Gegenspieler aussteigen lassen und in Ansätzen auch erfolgsversprechende Spielzüge aufbauen. Das beeindruckende Solo von Tomasek blieb zum Glück für Team Deutschland ebenso folgenlos wie das erste Powerplay. Frankfurts Senkrechtstarter Dominik Bokk hatte nach Stockschlag auf der Strafbank Platz genommen.

Kurze Zeit später ging das Spiel umgekehrt. Der Tscheche Tomasek hatte den Stock zu hoch gehalten. In der 9. Minute war es dann soweit: Vier Sekunden vor Ablauf des Überzahlspiels kamen die Deutschen zu ihrer ersten echten Schusschance, die – leicht abgefälscht – dann auch im Netz landete. Tobias Eder war der Torschütze. Die Führung hatte sich zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt angedeutet, verlieh den Deutschen aber in der Folge mehr Selbstvertrauen. 0,7 Sekunden vor Schluss war es für die Tschechen noch einmal Jordan, der in aussichtsreicher Position abzog, doch sein Schuss landete im Handschuh des deutschen Goalies Maximilian Franzreb

Deutsche Eishockeyspieler bejubeln ein Tor

Nach drei gespielten Minuten im zweiten Drittel zeigte Bokk jedoch, dass auch deutsche Hockey-Cracks gut für spektakuläre Soli sind. Der tschechische Goalie Dominik Pavlat konnte seinen Abschluss in die lange Ecke nur mit Mühe parieren. Zwei Minuten später musste Team Deutschland wieder zittern, denn Maximilian Kammerer wurde auf die Strafbank geschickt. Zwei, drei Mal hielt die Halle den Atem an, doch mit viel Einsatz verteidigten die Deutschen ihren Kasten. Ausgerechnet als man wieder komplett war, schlugen die Tschechen nach einem schönen Konter doch noch zu. Nach dem Ausgleich durch Jakub Flek waren sie dann auch richtig drin im Spiel.

Tschechien mit zwei Toren in Unterzahl

Die Deutschen hielten jedoch dagegen. Es entwickelte sich ein munteres Hin und Her und die wohl attraktivste Phase des Spiels. Beide Teams rannten mit offenem Visier aufs gegnerische Tor. Eine Unachtsamkeit war es dann, die hinter dem deutschen Kasten zum Puckverlust führte und Tomasek den Führungstreffer ermöglichte. Dreieinhalb Minuten vor dem zweiten Pausenpfiff witterten die Mannen von Bundestrainer Kreis erneut Morgenluft, denn es ging wieder ins Powerplay. Wegen Hakens durfte Hrabik zwei Minuten lang über sein Verhalten nachdenken. Die Bemühungen zum Ausgleich verpufften jedoch.

Ein weiteres Überzahlspiel nahmen die Deutschen mit in den dritten Abschnitt, doch in diesem folgte prompt die kalte Dusche: Nach 43 Sekunden nutzte Roman Horak eine Konterchance eiskalt aus, lief alleine auf Franzreb zu und markierte das 1:3 in Unterzahl. Eine Minute später hatte auch das DEB-Team nach Puckgewinn unmittelbar vor dem Tor die große Chance zu verkürzen, doch die totale Coolness im Abschluss, welche den Gegner an diesem Abend auszeichnete, ging den Hausherren einfach ab.

Tschechische Eishockeyspieler bejubeln ein Tor

Das Spiel drohte in der Folge ein wenig dahinzuplätschern. Die Deutschen schienen ein Stück weit ratlos ob der tschechischen Kaltschnäuzigkeit. Die Osteuropäer hingegen spielten souverän ihren Stiefel runter. Noch einmal roch es elf Minuten vor Schluss nach Morgenluft. Smejkal musste für zwei Minuten vom Eis. Doch die Dinge nahmen ihren Lauf. Der erste deutsche Powerplay-Versuch war von zu wenig Bewegung gekennzeichnet. Der zweite endete wiederum in einem Konter und dem zweiten Unterzahl-Tor der Tschechen. Horak und Torschütze Flek spielten den Tempogegenstoß aber zugegebenermaßen auch bärenstark aus.

Der Kasseler „Heuboden“ hat geliefert

Die gute Nachricht: Im deutschen Lager gab man sich nicht auf. In einer Trotzreaktion hämmerte Jonas Müller, seines Zeichens Inhaber der olympischen Silbermedaille von 2018, den Puck nach einem endlich mal entschlossenen Angriff ins gegnerische Gehäuse. 2:4 und noch acht Minuten zu spielen – da konnte noch was gehen.

Team Deutschland gab alles – und das schloss auch das Publikum mit ein. Der berüchtigte „Heuboden“ zeigte, warum das Kasseler Eishockey-Publikum seit Jahrzehnten als eines der hartnäckigsten in der Republik gilt. Und warum kein Gegner der Huskies gern in der Documenta-Stadt zu Gast ist. „Die ganze Halle hüpft, ole ole“, schallte es von den steilen Rängen, während der Boden sogar auf der Pressetribüne bebte.

Eishockeyfans singen

Allein die sechs auf dem Eis fanden in den Schlussminuten einfach keine Mittel mehr. Zwei weitere Gegentreffer in den letzten zwei Minuten durch Beranek und Chlapik per Empty-Net-Goal ließen die Niederlage unnötig hoch ausfallen.

So bleibt am Ende zu hoffen, dass der neue Headcoach Harold Kreis wertvolle Erkenntnisse aus diesem Freundschaftsspiel gezogen hat. Eine davon dürfte sein, dass er auch in Abwesenheit von NHL-Stars wie Draisaitl oder Stützle eine engagierte Truppe aufstellen kann. Eine andere hingegen, dass zu den Spitzennationen im Eishockey immer noch eine Lücke in puncto individuelle Qualität klafft.

Fotos: DEB / City-Press GmbH

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