Eishockey-Clans #4: Die Familie Geoffrion
Der Eishockeysport wurde in seiner Geschichte oftmals von mehreren Mitgliedern derselben Familie geprägt. Der Clan mit dem heutigen Namen Geoffrion schaffte es als einziger mit vier Generationen in die NHL. Die ersten beiden Vertreter der Familie gewannen insgesamt neun Stanley Cups und wurden in die Hall of Fame aufgenommen.
Die Dynastie trägt zwar mittlerweile den Namen Geoffrion, wurde aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts eigentlich von Howie Morenz begründet. Der kanadische Center debütierte im Dezember 1923 für die Montreal Canadiens in der NHL und galt in den frühen Jahren der Liga als einer ihrer besten Spieler. Schnell und wendig wirbelte er durch die gegnerischen Defensivreihen und wurde so zum Liebling der Massen. In zwei seiner drei MVP-Saisons führte Morenz die NHL auch im Scoring an. Mit den Habs gewann er 1924, 1930 und 1931 den Stanley Cup.
Nach einer Leistungsdelle infolge einer Verletzung und zwei kurzen Stationen bei den Chicago Blackhawks sowie den New York Rangers wurde Morenz von den Canadiens zurückgeholt und fand zu alter Stärke zurück. Seine Rückkehr nach Montreal sollte jedoch noch in derselben Saison ein tragisches Ende nehmen. Nachdem er sich während eines Spiels das Bein gebrochen hatte, erlitt er im März 1937 wegen eines Blutgerinnsels eine Embolie und starb mit nur 34 Jahren an einem Herzinfarkt.
Der frühe Tod ihrer Ikone war ein Schock für die Habs und deren Fans. Noch im selben Jahr sperrte man seine Trikotnummer 7 und er wurde so zum ersten Spieler in Montreals Franchise-Geschichte, dem diese Ehre zuteilwurde. Im Jahr 1945 gehörte Morenz zu den neun Honoured Members, die in die neu gegründete Hockey Hall of Fame aufgenommen wurden.
Bernie Geoffrion mit dem Kanonenschlagschuss
Morenz hinterließ eine Ehefrau und drei Kinder. Seine Tochter Marlene heiratete später Bernie Geoffrion. Dieser war ebenfalls NHL-Profi bei den Canadiens und stand seinem verstorbenen Schwiegervater auch sonst in nichts nach. Der Flügelstürmer verfügte über einen gewaltigen Schlagschuss, der ihm den Spitznamen „Boom Boom” einbrachte. Wie Morenz sammelte Geoffrion ebenfalls sowohl Mannschaftstrophäen als auch individuelle Auszeichnungen. Zwischen 1953 und 1960 krönte er sich mit dem dominanten Habs-Team sechsmal zum Stanley-Cup-Champion. Nach der Calder Memorial Trophy für den besten NHL-Rookie gewann er auch einen MVP-Award und war zweimal der beste Scorer der Liga.
Schon früh wusste Geoffrion, dass er irgendwann hinter die Bande wechseln wollte. Im Jahr 1964 gab er seine NHL-Karriere zugunsten einer Trainertätigkeit beim AHL-Team Quebec Aces zunächst auf. Später kehrte er noch einmal für zwei Saisons bei den New York Rangers aus dem Ruhestand zurück, um direkt nach seinem endgültigen Karriereende 1968 deren Head Coach zu werden. In der NHL trainierte er außerdem noch die Atlanta Flames und seine geliebten Montreal Canadiens. Im Jahr 1972 nahm ihn die Hockey Hall of Fame in ihre Reihen auf.
Wie schon Morenz knapp sieben Jahrzehnte vor ihm wurde auch Geoffrion von den Habs mit der Sperrung seiner Rückennummer 5 geehrt und wie auch sein Schwiegervater erlebte er die Zeremonie selbst nicht mehr mit, denn er verstarb zuvor am Morgen desselben Tages im März 2006. Sein Trikot hängt nun an Morenz’ Seite unter dem Dach des Bell Centres.
Ein Jahrhundert in der NHL
Auch Bernies Sohn Dan Geoffrion sowie dessen Sohn Blake Geoffrion schafften es in die NHL und beide absolvierten auch einige Spiele für die Montreal Canadiens. Blake entschied sich bei den Habs für eine Kombination der Rückennummern seiner Vorväter und trug deshalb die 57 auf dem Trikot.
Keine andere Familie war in der Geschichte der Liga mit vier Generationen vertreten. Zwischen dem Debüt von Morenz 1923 und der letzten NHL-Partie seines Urenkels Blake im Jahr 2012 lag fast ein komplettes Jahrhundert.
Titelbild: AFP
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