Der große Bluff – Die Legende von Taro Tsujimoto
Taro Tsujimoto war 1974 der erste Japaner, der beim NHL Draft ausgewählt wurde. Die Öffentlichkeit war überrascht und entsprechend gespannt auf den kommenden Star aus Fernost. Die Sache hatte jedoch einen Haken und ist bis heute eine der kuriosesten Episoden der NHL-Geschichte.
Am 28. Mai 1974 fand in Montreal der jährliche NHL Amateur Draft statt. Dieser unterschied sich in seiner damaligen Form noch stark von dem heutigen Event und war stattdessen eine nichtöffentliche Veranstaltung in den Büros der NHL. Deren Präsident Clarence Campbell rief in jeder Runde alle Teams nacheinander an, nannte die Namen aller bisher gedrafteten Spieler und gab dem jeweiligen Team dann die Möglichkeit, sich die Rechte an einem weiteren bisher ungedrafteten Spieler zu sichern. Bei insgesamt 247 Picks im Draft 1974 ein recht langwieriges Prozedere.
Ein Scherz und seine Folgen
Einer, der sich so gar nicht mit diesem System anfreunden wollte, war der General Manager der Buffalo Sabres Punch Imlach. Als die Sabres in der elften Runde des Drafts 1974 an der Reihe waren, erlaubte Imlach sich deshalb einen Scherz auf Kosten der NHL. Er beauftragte seinen PR-Chef Paul Wieland, einen fiktiven Spieler zu erschaffen und letztendlich wählten die Sabres mit dem 183. Pick tatsächlich ein bis dato gänzlich unbekanntes Talent aus: Taro Tsujimoto von den Tokyo Katanas.
Wieland war als Student regelmäßig an einem Schild der Tsujimoto-Farm vorbeigefahren. Er rief dort an und erkundigte sich beim Besitzer der Farm Joshua Tsujimoto nach einem verbreiteten japanischen Vornamen und dem japanischen Äquivalent zu Sabre. Heraus kam der fiktive Taro Tsujimoto von den ebenso fiktiven Tokyo Katanas.
Da die NHL-Teams in dieser Zeit anfingen, sich nach Spielern außerhalb Nordamerikas umzusehen, kam der Pick niemandem verdächtig vor und die NHL veröffentlichte den Spielernamen. Die Presse beschäftigte sich daraufhin mit dem ersten Japaner in der NHL, obwohl es keinerlei Informationen zu ihm gab. Die Sabres setzten derweil Tsujimoto auf die Spielerliste und wiesen ihm sogar einen Spind zu. Erst als Monate später kein japanischer Eishockey-Wunderknabe zur Saisonvorbereitung auftauchte, flog der Schwindel auf und die NHL war blamiert.
Die Legende lebt fort
Noch Jahre nach dem Draft forderten die Fans der Sabres regelmäßig die Einwechslung des japanischen Phantoms mit “We want Taro“-Sprechchören. Heute gibt es offizielle Sammelkarten von Tsujimoto und man kann Trikots der Sabres mit seinem Namen und der Nummer 74 erwerben. 2019 veröffentlichte Paul Wieland das Buch “Taro Lives” über seine Erfindung, die als Scherz begann und heute eine Legende ist.
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