Vizeweltmeister Deutschland: Mehr als ein Silberstreif am Horizont
Das DEB-Team hat zwar das WM-Finale verloren, aber dafür erneut viele Herzen gewonnen. Es ist der nächste Höhepunkt in der jüngsten Erfolgsgeschichte des deutschen Eishockeys. Die Medaille stellt deshalb weit mehr als einen Silberstreif am Horizont dar. Sie dient als weiterer Beleg für die positive Entwicklung, die offensichtlich auch nicht an Einzelpersonen gebunden ist.
Schließlich fehlten bei dieser Weltmeisterschaft zahlreiche Akteure, die das DEB-Team in der Vergangenheit stark gemacht hatten. Dabei ging es auch um den Posten des Bundestrainers. Mit Marco Sturm und Toni Söderholm standen zwei junge Talente sinnbildlich für den Aufschwung der deutschen Mannschaft. Mit der Silbermedaille bei Olympia 2018 und dem vierten Platz bei der WM 2021 hatten beide zudem jeweils ein Spitzenresultat eingefahren.
Doch es zeigte sich: Auch mit Harold Kreis läuft es. Gleich bei seinem ersten Turnier in der Hauptverantwortung hat der Veteran bewiesen, dass er den Vergleich mit seinen Amtsvorgängern nicht zu scheuen braucht.
Das ist noch einmal höher zu bewerten, weil der Bundestrainer auf potenzielle Leistungsträger verzichten musste. Mit Leon Draisaitl und Tim Stützle standen die beiden besten Stürmer Deutschlands nicht zur Verfügung. Daneben sagten weitere Erfolgsgaranten von 2018 und 2021 ab. Als Kreis dann auch noch freiwillig auf die deutschen Toptorjäger der vergangenen DEL-Saison verzichtete, war die Sorge mancherorts groß.
Doch das DEB-Team kann es sich mittlerweile leisten, solche Spieler nicht mitzunehmen. Sämtliche Sturmreihen stellten ihre Treffsicherheit unter Beweis. Tatsächlich war die deutsche Chancenverwertung sogar die effizienteste aller WM-Teams.
Olympia-Teilnehmer und WM-Ausrichter
Allen Unkenrufen zum Trotz hat sich die deutsche Auswahl die erste WM-Medaille seit 70 Jahren gesichert. Im Gegensatz zur Ausgabe 1953 waren allerdings nicht vier, sondern 16 Nationen dabei. Heute hat eine Silbermedaille deshalb einen deutlich höheren Stellenwert. Dieser zweite Platz stellt zweifellos den größten Erfolg der deutschen WM-Geschichte dar.
Außerdem hat das DEB-Team zum dritten Mal seit 2018 ein Halbfinale bei einem internationalen Großereignis erreicht – eine Quote, die vor wenigen Jahren noch undenkbar war. Mittlerweile gibt es bei jeder Turnierteilnahme eine leise Medaillenhoffnung. Natürlich werden die hohen Ansprüche auch manchmal enttäuscht – wie bei Olympia 2022. Doch die Tendenz zeigt eindeutig nach oben.
Bei den Olympischen Winterspielen 2026 kann das DEB-Team außerdem wieder neu angreifen. Mit dem Abschneiden bei der WM hat sich die Mannschaft über die Weltrangliste für Mailand qualifiziert. Aktuell belegt Deutschland in dem Ranking einen sensationellen fünften Platz.
Nur ein Jahr danach steht schon das nächste Highlight auf dem Programm: In Mannheim und Düsseldorf findet dann die Weltmeisterschaft statt. Auch bei diesem Turnier wird eine Medaille das Ziel sein. Für den Eishockeystandort Deutschland stehen rosige Zeiten an – und vielleicht ja sogar irgendwann goldene.
Foto: AFP
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