Vor 30 Jahren: Ein Blockbuster-Trade verändert das Schicksal der Colorado Avalanche
Nach dem jüngsten Stanley-Cup-Gewinn der Colorado Avalanche steht das Franchise nun bei drei Titeln. Die ersten beiden 1996 und 2001 wären ohne einen der größten Trades der NHL-Geschichte vermutlich nicht möglich gewesen. Einige Jahre zuvor hatte man Eric Lindros nach langem Tauziehen an die Philadelphia Flyers abgegeben.
Anfang der Neunzigerjahre, als die Avs noch in Québec spielten und Nordiques hießen, gehörten sie zu den schlechtesten Teams der NHL. Im NHL Entry Draft 1991 hielten sie den ersten Pick, der alles zum Guten wenden sollte – obwohl der ausgewählte Spieler niemals für das Team auflief.
Lindros hatte nämlich schon vor dem Draft verlauten lassen, dass er nicht für die Nordiques spielen würde. Die Verantwortlichen gingen das Risiko trotzdem ein und machten den jungen Center zum First-Overall-Draftpick. Doch dieser hielt sein Wort und weigerte sich, einen Vertrag in Québec zu unterschreiben. Die verfahrene Situation bestand über ein Jahr bis zum 30. Juni 1992.
An diesem Tag gaben die Nordiques ihre Bemühungen um Lindros auf und transferierten ihn zu den Philadelphia Flyers. Der Gegenwert, den sie dafür erhielten, war immens: Torhüter Ron Hextall, die Verteidiger Steve Duchesne und Kerry Huffman sowie die Stürmer Peter Forsberg, Mike Ricchi und Chris Simon. Hinzu kamen 15 Millionen Dollar und Philadelphias Erstrundenwahlrechte in den Drafts 1993 und 1994.
Doch nach dem langen Hin und Her ging auch der Trade nicht reibungslos über die Bühne: Die New York Rangers erhoben ebenfalls Anspruch auf Lindros wegen einer Übereinkunft mit Nordiques-Präsident Marcel Aubut. Ein NHL-Vermittler entschied jedoch, dass der Handel mit den Flyers rechtmäßig war.
Die Folgen des Lindros-Bebens
Für das Franchise aus Québec sollte sich der Trade als Glücksfall erweisen – allerdings erst nach dem Umzug. In Denver entwickelte sich Ende der Neunzigerjahre eine echte Spitzenmannschaft. 1996 und 2001 gewann das Team, das nun als Colorado Avalanche firmierte, zwei Stanley Cups. Besonders der spätere NHL-MVP und Hall of Famer Forsberg gehörte zu den Schlüsselspielern in beiden Meistersaisons.
Aber auch die erhaltenen Draftpicks zahlten sich aus: Mit einem hatte man 1993 Torhüter Jocelyn Thibault ausgewählt. Diesen gaben die Avs während der Saison 1995/96 an die Montreal Canadiens ab, um unter anderem Patrick Roy zu bekommen. Der Hall-of-Fame-Goalie gehörte in der Folge zu den prägenden Figuren der Avalanche. Beim Stanley-Cup-Gewinn 2001 wurde Roy als Playoff-MVP mit der Conn Smythe Trophy ausgezeichnet.
Lindros hatte zwar eine durchaus erfolgreiche Karriere, die ihn ebenfalls in die Hall of Fame führte, einen Stanley Cup konnte er allerdings nie gewinnen. Die Avs dürften ihm heute dankbar für seine Verweigerung sein.
Foto: AFP
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